Zugegeben, mit einem Preis von rund 6000 Euro liegt auch ein Canyon schon im oberen Preissegment, wenn gleich sich die Koblenzer nicht wie manch anderer Hersteller über den exorbitant hohen Preis ihre Topmodelle definieren. Umso gespannter waren wir auf die ersten Fahrten mit dem aktuellen Canyon Ultimate CF SLX Ete 201.
Zu Ehren Erik Zabels 201 Rennsiegen gebaut, markiert unser Testbike die Spitze der Canyon Produktpalette. Vorbildlich ausgestattet mit kompletter Super Record-11fach-Gruppe von Campagnolo, Lightweight Laufrädern, dem beliebten Lenker und Vorbau von Ritchey und der in Zusammenarbeit zwischen Canyon und Ritchey entstandenen VCLS Sattelsütze, stellt es schon vor dem eigentlichen Praxistest so manch anderes Testbike in der Vergangenheit in Sachen Preis-Leistung in den Schatten. Dies macht sich schon beim Auspacken bemerkbar. Kaum ein Hersteller betreibt einen derartigen Aufwand das Rad sicher zu verpacken – in dieser Hinsicht sind uns schon ganz andere Beispiele untergekommen.
Der F10 SLX Rahmen verfügt über ein 1¼-1½ Zoll Steuerrohr in dem sich die hauseigene OneOneFour SLX Gabel, gelagert in einem Acros Ai-70 Steuersatz dreht. Die weiteren Ausstattungsmerkmale:
Schaltwerk: Campagnolo Super Record 11s
Umwerfer: Campagnolo Super Record 11s
Schaltgriffe: Campagnolo Super Record 11s
Bremsgriffe: Campagnolo Super Record 11s
Bremsen: Campagnolo Super Record 11s
Naben: Lightweight Standard III
Zahnkranz: Campagnolo Super Record 11s 12-27
Felgen: Lightweight Standard III
Reifen: Continental Competition
Kurbeln: Campagnolo Super Record 11s Compact
Kettenblätter: 53/39
Innenlager: Campagnolo Super Record UltraTorque
Vorbau: Ritchey WCS 4-Axis
Lenker: Ritchey Superlogic Carbon
Sattel: Selle Italia SLR Kit Carbonio
Sattelstütze: Ritchey VCLS by Canyon
Das Gewicht des matt-schwarzen Kohlerenners liegt bei erfreulichen 5.9 Kilogramm (ohne Pedale). Der Rahmen selbst liegt mit seinen gut 950 Gramm eher im Mittelfeld der aktuellen Oberklasse-Rahmen. Komplettiert mit leichten Pedalen liegt man dennoch weit unter dem mittlerweile veralteten UCI-Limit von 6.8 Kilogramm.
Thema Rahmensteifigkeit. Eigentlich erübrigt sich fast die Erwähnung. Liegt sie doch derart hoch, dass es im harten Fahrbetrieb zu keinerlei Auffälligkeiten kommt. Canyons Ultimate Rahmen ist kompromisslos auf Vortrieb ausgelegt, ohne dabei „unangenehm“ zu wirken. Mit seinem filigranen Sattelstreben ist es komfortabel, ohne weich zu wirken. Canyon stellt den Rahmen in einer sogenannten semi-Integralbauweise her. Dabei ist der Hinterbau bei jeder Rahmengröße identisch, nur das Hauptrahmendreieck wird in Monocoque-Bauweise entsprechend auf die Rahmengröße angepasst. Mit ein Grund für den günstigen Preis des Rahmensets.
Interessant ist auch der Ansatz der schon erwähnten VCLS Sattelstütze. VCLS steht für Vertical Comfort, Lateral Stiffness. Hierbei wurde die Laminatkonfiguration entsprechend auf höheren Komfort ausgelegt, den wir subjektiv gesehen eher weniger wahrgenommen haben. Vielleicht waren wir zu sehr darauf konzentriert dem Rahmen im Fahrbetrieb irgendeine Schwäche zu entlocken. Schlussendlich: Fehlanzeige. Durch das massiv ausgelegte Tretlagergehäuse und des überdimensionierten Steuerrohrbereichs gelingt die Kraftübertragung auf die Straße äußerst präzise.
Einziger Kritikpunkt bei unseren Ausfahrten im kühlen und nassen Herbst/Winter in Deutschland war eher der nicht allzu schlagfeste Klarlack des Rahmens. Schon ein wenig härterer Steinschlag setzt diesem zu und hinterlässt unschöne Stellen im Rahmengeröhr. Hier sollte nachgebessert werden.
Ungewöhnlich ist beim ersten Ausritt der Anblick des offenen Steuerrohrs. Durch den Einsatz des i-Lock Steuersatzsystems wird der übliche Aheaddeckel mit Schraube zur Einstellung des Steuersatz überflüssig. Beim i-Lock verdrehen sich zwei Lagerschalen und reduzieren dadurch das Spiel, was schlussendlich wieder ein paar Gramm Gewichtseinsparung mit sich bringt.
Die verbaute Super-Record mit ihren 11 Ritzeln am Heck verlangt eine äußerst penible Einstellung, ansonsten quittiert sie die Nachlässigkeit mit nerv tötendem Rasseln. Hier zeigt sich, dass der Einsatz von immer schmaler werdenden Komponenten langsam an seine Grenzen gerät. Dennoch, hat man die passende Einstellung erst einmal gefunden, verlaufen die Gänge sehr präzise, wenn auch Campa-typisch etwas „härter“ als die der Konkurrenz aus Japan. Die neue Ergoform lässt einem optisch den kalten Schauer über den Rücken laufen. Doch wird man auch hier eines Besseren belehrt – ergonomisch sind die Gangwechsler aus Italien für die Testcrew ganz großes Kino.
Erhältlich ist der Rahmen in den Größen 50, 52, 54, 56, 58, 60, 62, 64cm
Wählbares abweichendes Ausstattungspaket:
Zahnkranz: Campagnolo Super Record 11s 12-25
Kurbeln: Campagnolo Super Record mit 50/34 Kettenblätter
Preis: 5.999 Euro
Rahmen als EVO-Set ohne Zabeldekor für 1999 Euro (inkl. Gabel, Steuersatz und Sattelstütze, -klemme)
Fazit: Hervoragende Fahreigenschaften, ein extrem steifer und agiler Rahmen, gepaart mit beindruckenden inneren und äußeren Werten, machen das Ultimate CF in der Zabel Sonderedition zu einem ausgesprochenen Kauftipp. Nicht bei vielen Herstellern bekommt der ambitionierte Rennradler so viel Gegenwert fürs Geld wie beim schwarzen Renner aus Koblenz. Ein Rad was in vielerlei Hinsicht eine Menge Spaß macht…