Friedrichshafen – Fahrrad fahren ist für viele Menschen die schönste Beschäftigung der Welt. Während der eine die tägliche Flucht vom Alltag auf dem Weg in die Arbeit genießt, ist Radfahren für viele andere vor allem eine sportliche Herausforderung, bei der jede Menge Adrenalin und Glückshormone freigesetzt werden. Welche Innovationen und Trends für 2011 angesagt sind, darüber informiert sich die Fachwelt auf der weltweiten Leitmesse EUROBIKE vom 1. bis 4. September 2010 am Bodensee.
Aerodynamik spart Kraft
Eine ausgefeilte Aerodynamik kann auch auf dem Rennrad wertvolle Vorteile im Kampf um die Sekunden bringen. Diese Erkenntnis ist nicht neu und wird im Radsport schon länger mit Rahmen und Komponenten, die den Fahrtwind möglichst widerstandsfrei durchschneiden sollen, angewendet. Für das kommende Modelljahr entwickeln zudem immer mehr Rennradhersteller auch ihre regulären Straßenmodelle im Windkanal. Möglich wird dies durch die zunehmende Verwendung von Kohlefaser-Verbundwerkstoffen, die Formen ermöglichen, die bisher mit Aluminium nicht machbar waren. Rund fünf Prozent weniger Kraftaufwand sei bei aerodynamisch optimierten Rennrädern nötig, um eine bestimmte Geschwindigkeit in der Ebene zu halten. Neu auf diesem Gebiet sind beispielsweise die Modelle „Megadrive“ von Centurion und „F01“ von Scott.
Zurück zur Natur
Immer mehr Fahrradanbieter verwenden beim Bau von hochwertigen Rennrad- und MTB-Rahmen nachwachsende Werkstoffe. Eine exotische, aber durchweg praxistaugliche Bauweise sind etwa Rahmen aus Bambus-Rohren, wie sie der amerikanische Hersteller Boo Bikes auf der EUROBIKE am Stand von Shocker Distribution (EDGE Composites) vorstellt. Der Bambus dafür kommt von speziellen Züchtungen aus eigenen Plantagen in Vietnam. Carbon-Muffen verbinden die Rohre, was eine durchaus leichte, steife und gleichzeitig komfortable Rahmenkonstruktion ergibt. Neben Bambus weben immer mehr Rahmenbauer auch Fasern aus Flachs in ihre Carbon-Rohre mit ein. Diese Naturfaser wirkt in Kohlefaserverbundwerkstoffen schwingungsdämpfend und ist somit gut geeignet, um steifen Carbon-Rahmen die Vibrationsneigung zu nehmen. Ein Pionier auf diesem Gebiet ist der Belgier Johan Museeuw, der mit seiner nach ihm benannten Marke auf der EUROBIKE einige Neuheiten vorstellt, ebenso wie der taiwanesische Hersteller Merida.
Crosser mit Scheibenbremsen
Crosser, oder auch Querfeldein-Räder, sind im kommenden Modelljahr wieder ein heißer Trend. Mit ihren etwas breiteren Reifen und stabilen Rahmen sind sie nicht nur eine robuste Alternative zu Rennrädern, sondern auch in der Szene der modisch orientierten, urbanen Biker ein angesagtes Gefährt. Dank leichter Werkstoffe wiegen die Rennräder mit Stollenreifen oft kaum mehr als 8 kg. Ab 2011 können sich Crosser zudem als Räder für alle Lebenslagen etablieren, denn der Radsportweltverband UCI hat das bisherige Verbot von Scheibenbremsen bei Querfeldein-Rennen aufgehoben. Auf der EUROBIKE stellen unter anderem Cannondale das nur 6,6 kg schwere Modell „Super X“ und Merida das Modell „CycloCross Carbon“ vor.
Bewährt und immer noch für Innovationen gut
Aluminium zählt bei Rennrad- und Mountainbike-Bauern noch lange nicht zum alten Eisen. Wer ein Sportgerät sucht, das geringes Gewicht und Stabilität zum vergleichsweise günstigen Preis bietet, ist mit einem hochwertigen Alurahmen immer noch sehr gut bedient. Der Aluminium-Pionier Cannondale hat zum Beispiel für Rennradfahrer die zehnte Generation seiner „CAAD“-Rahmentechnologie im Messegepäck. Mit nur knapp über 1.000 Gramm Gewicht spielen die neuen „CAAD 10“-Rahmen in einer Liga, die noch vor zwei bis drei Jahren allenfalls von den Topmodellen unter den Carbon-Rahmen erreicht wurde. Auch Merida zeigt auf der EUROBIKE mit dem Mountainbike-Modell „Matts Scandium“ das Entwicklungspotenzial von Aluminiumrahmen. Das Ergebnis ist ein nur 1.400 Gramm schwerer Rahmen aus der Aluminium-Legierung Scandium, der durch Systemintegration bei den Komponenten noch zusätzliches Gewicht spart.
29er erleben den Durchbruch
Für 2011 werden Modelle mit 29-Zoll-Laufrädern bei nahezu allen Mountainbike-Anbietern im Sortiment zu finden sein. Die großen Laufräder, die bereits auf dem US-amerikanischen Markt stark vertreten sind, bieten fahrtechnisch auch offroad viele Vorteile. Zu bestaunen sind auf der EUROBIKE das „S-Works Epic 29“ von Specialized oder das „Superfly Elite“ von Trek.
Ein Bike für alles
Bislang waren All-Mountain-Modelle mit langem Federweg und Freerider primär zum Bergrunterfahren gemacht. Mit Federwegen über 150 mm sind diese Bikes überwiegend Spezialisten für schwierige Abfahrten. Wer aber vor einem kniffligen Downhill, der viel Federweg am Bike voraussetzt, die sportliche Herausforderung sucht oder schlicht Touren fahren will, die noch nicht erschlossen wurden, findet dafür ab dem kommenden Jahr bei einigen Bike-Herstellern ein entsprechendes Sportgerät. Die Lösung sind variable Fahrwerke, deren Federweg je nach Fahrsituation um bis zu 60 mm abgesenkt werden kann. Speziell konstruierte Dämpfer mit zwei getrennten Kammern sorgen dabei für optimale Performance unabhängig vom gewählten Federweg. Auf der EUROBIKE vertreten diesen neuen Trend unter anderem das „Jekyll“ von Cannondale und das „Genius LT“ von Scott.
Die EUROBIKE ist an den ersten drei Messetagen dem Fachpublikum vorbehalten. Am Samstag, 4. September, ist die Messe auch für den Endverbraucher geöffnet.
Weitere Informationen im Internet unter: www.eurobike-show.com
(PM Eurobike)