Dass Campagnolo neben den Schaltungskomponenten auch schöne Laufräder baut, wissen wir spätestens seit Einführung der Bora oder Hyperon Laufräder. Für das aktuelle Modelljahr wurden nun einige Laufradsätze einer Überarbeitung unterzogen. Darunter auch der bis dato etwas bieder wirkende Eurus Laufradsatz.
Mit 16 breiten Aluminiumspeichen vorne und 21 hinten, kommen die neuen Eurus im altbewährten Ksyrium- Style daher. Meist ein Garant für hohe Verkaufszahlen.
Trotzdem wird das beste Verkaufsargument, die Gewichtsangabe, aber weitestgehend verfehlt! Statt der, auf der Website des Herstellers angegebenen 1490 Gramm, bringen die Räder 1580 Gramm auf die Waage. (ohne Schnellspanner) (In der Bedinungsanleitung steht übrigens wiederum ein anderer Wert: 1510 Gramm)
Technisch gesehen, ist der Laufradsatz dennoch über alle Zweifel erhaben. Sehr saubere Verarbeitung, hochwertige Materialien und ein unkonventionelles Äusseres verleihen dem Laufradsatz schon im Stand eine schnelle Optik.
Campagnolo führt mit diesem Modelljahr differenzierte Felgenprofile ein, bei denen das Profil der Vorderradfelge 24 mm und das der Hinterradfelge 28 mm hoch ist. Die Techniker aus Vicenza versprechen sich dadurch eine erhöhte Steifigkeit am Hinterrad und Gewichtseinsparung am Vorderrad.
Die beim Beschleunigen des Laufrades aufzubringende Energie hängt nicht nur vom Gewicht ab. Vielmehr spielt auch die Massenverteilung zwischen Nabe und Felge eine bedeutende Rolle. Weit außen liegende Massen lassen sich schwerer beschleunigen.
Die Steifigkeit ist neben dem Gewicht eines der wichtigsten Aspekte bei heutigen Laufrädern. Auf schnellen Abfahrten und bei scharfen Antritten von Bedeutung, ermöglichen steife Räder sauberes, präzises Steuern und eine effiziente Kraftübertragung. Sind Laufräder zu weich, weichen sie im Wiegetritt seitlich aus, was sich oft an schleifenden Bremsbelägen erkennen läßt. Die Pedalkraft kann somit nicht verlustfrei auf die Strasse gebracht werden.
Beide Felgen der Eurus besitzen ein ungelochtes Felgenbett, was wiederum kein Felgenband erforderlich macht. Gleichzeitig sollen die gestärkten Felgenprofile eine höhere Verwindungssteifigkeit und eine größere vertikale Elastizität ermöglichen.
Dies bemerkt man unter anderem auch im Fahrbetrieb. Die Räder sind immens steif, setzen jeden Antritt sofort in Bewegung um. Weder im Wiegetritt noch bei starkem Kurvenfahren spürt man eine Verwindung. Ob dies auch am unkonventionellen Einspeichverfahren liegt, bleibt dahin gestellt. Jedenfalls verspricht sich Campagnolo von der G3- Einspeichung eine bessere Übertragung der Antriebskraft, eine erhöhte Seitensteifigkeit und einen besseren Ausgleich der Speichenspannung.
Die Naben bestehen aus Aluminiumachsen und einstellbaren Rillenkugellagern. Die Hinterradnabe verfügt zusätzlich auf der rechten Seite über einen Oversize-Flansch. Der Freilauf, den es wahlweise als ED (Campagnolo Norm) und HG (Shimano Norm) Version gibt, besteht auch aus Aluminium.
Die Speichennippel sind nicht genormt, so dass man einen speziellen Speichenschlüssel zum zentrieren benötigt. Dieser und ein Gegenhalter für die Profilspeichen, ein spezieller Magnet mit Halter, sonstiges Kleinzubehör und ein Satz Schnellspanner liegen dem Laufradsatz bei. Die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers liegt bei 779 Euro.
Die Räder lassen sich spielend beschleunigen, was man eigentlich von diesem hohen Gewicht nicht erwartet. Kurvenfahrten bringen immensen Spaß. Auch das Bremsverhalten, ist Angesichts der sauber abgedrehten Felgenflanken, absolut ausreichend.
Campagnolo bietet mit dem Eurus Laufradsatz einen wirklich guten Auftritt. Alles in Allem ein sehr aufwendig gearbeiteter Laufradsatz für den Allround-Einsatz mit guten Steifigkeiteswerten. Bleibt doch einzig das recht hohe reale Gewicht zu monieren. Da sollten die Italiener doch ein wenig ehrlicher mit ihren Katalogangaben umgehen. Bei den normalen Komponenten klappt das bedeutend besser…