Knapp 2000km, höchste Zeit mal wieder ein Zwischenfazit zu ziehen. Unsere Testreifen, welche wir vom ersten Aufziehen, bis zur Mülltonne an dieser Stelle begleiten wollen, schicken sich an, zur neuen Referenz in Sachen Rennradbereifung aufzusteigen. Hervorragender Grip, gepaart mit niedrigem Rollwiderstand und dem, für den Leichtbauer extrem wichtigen Gewicht von weit unter 200 Gramm.
Doch wie sieht es im Alltag aus? Viele sehen in Schwalbes Ultremo einen reinen Wettkampfreifen – liegt dies am Gewicht? Darf ein Alltagsreifen vielleicht, psychologisch bedingt, nicht unter 200 Gramm wiegen? Um diese Fragen zu klären testen daher wir diese Reifen ohne Kompromisse, um wirklich festellen zu können, ob dieser Reifen nun als neue Referenz gilt, oder doch nicht. Denn nur dann, also im täglichen Gebrauch, offenbart ein Reifen seine Tauglichkeit, welche einem nicht zuletzt auch im Wettkampf von Vorteil sein kann. Im Gegensatz zu manch anderen Reifentests im deutschen Blätterwald, beschränken wir uns auf das wesentliche: FAHREN! Was nützt es einem, den theoretischen Neigungswinkel unter Laborbedingungen zu kennen? Schon mal bei einer schnell gefahrenen Kurve das Gefühl gehabt, dass da noch genau 3.4° bis zum Abschmieren drin gewesen wären?
Wohl kaum…
In den letzten Wochen war das Wetter hier in Mitteldeutschland eher als mittelmäßig zu bezeichnen. Immer wieder Regen, nasse Strassen, Dreck, Scherben, wohin das Auge reicht. Stellenweise sieht die Reifenoberfläche der Ultremos schon sehr übel aus. Tiefe Schnitte, teils runter bis auf den Vectrangürtel sind ein Indiz dafür, dass die Reifen in den vergangen Monaten einiges haben wegstecken müssen. Trotzdem, bis zum heutigen Tage noch keine einzige Panne! Die verwendeten Schläuche sind aus gleichem Hause (Schwalbe SV20) und eher Standardmaterial, daran kann es somit schon mal nicht liegen. Also doch am vielbeworbenen Pannenschutzgürtel? Als Pannenschutz nutzt Schwalbe einen Vectran-Gürtel. Im Gegensatz zu anderen Reifenherstellern kommt beim Ultremo ein dicht gewebtes Vectran-Geflecht zum Einsatz. Andere Hersteller setzten auf einzelne Vectran-Fäden um die Reifen gegen Durchstiche annährend resistent zu machen. Somit scheint diese Maßnahme schon einmal erfolgreich zu sein.
Die Haftung auf trockenem Asphalt ist weiterhin als traumhaft zu bezeichnen. Limitierender Faktor ist sicherlich der Fahrer, denn das weiche Gummi ist auch in sehr schnellen Kurven nicht aus der Ruhe zu bringen. Gleichzeitig rollt der Reifen extrem schnell ab, somit ein herrvoragender Kompromiss aus Rollwiederstand und Haftung. Einzig Vittorias Open Corsa CX erreicht dieses Verhalten…
Zur Naßhaftung. Nach den ersten provozierten Ausrutschern lässt sich Schwalbes Top Drahtreifen auch in dieser Disziplin nicht lumpen. Erwähnenswert bleibt aber die auffällige Eigenart, nach nassen Passagen kleine Steinchen aufzusammeln, ähnlich einer Flussenbürste die Fussel auf einem Pulli. So ausgeprägt ist es mir bis dato noch nicht untergekommen.
Angesichts des Gewichtes und dem bisherigen Eindruck, kann man diesem Reifen wirklich sehr gute Noten bescheinigen. Meine persönliche Drahtreifenreferenz, Vittoria Open Corsa CX wird somit immer mehr bedrängt. Alleine schon wegen 30 Gramm Gewichtsvorteil bei annähernd gleicher Leistung! Nach weiteren 2000km melden wir uns an dieser Stelle wieder, denn von Verschleiß noch (fast) keine Spur…