Das Gewicht des Rades zu reduzieren ist das eine, das Gewicht der Kombination Mensch und Maschine zu senken ein anderes. Einen Beitrag hierzu könnte die Brille Freeon von Rudy Project liefern, die mit lediglich 28g Gewicht sicherlich mit zu den leichtesten Radbrillen am Markt gehört.
Im Vorfeld des Kaufes wurde nach einer randlosen Brille mit Wechselgläsern gesucht, die nicht nur optisch ansprechend, sondern auch preislich relativ attraktiv sein sollte, ohne dass die Qualität darunter leidet. Die Suche nach der „eierlegenden Wollmilchsau“ begann somit erneut. Zusätzlich erschwert wurde die Suche durch den Wunsch nach einem ununterbrochenen Glas, da bei den Vorgängerbrillen der Rahmenabschnitt vor dem Nasensteg als störend für die Sicht empfunden wurde. Die Auswahl beschränkt sich, bei derartig speziellen Vorgaben, eigentlich auf zwei Modelle. Dies ist zum einen der MFrame von Oakley sowie die Freeon von Rudy Project. Als preislich attraktiv ist eine, in Europa gekaufte, Oakley Brille sicherlich nicht zu bezeichnen, zudem trägt der Lance den MFrame und wer mag den schon ? Somit war der Kauf einer Freeon unausweichlich.
Wählen kann man bei der Freeon zwischen 6 Gestellfarben ( silver, white, blue, carbon, platinum, black ) und insgesamt 8 verschiedenen Glastönungen, die alle für einen speziellen Einsatzzweck konzipiert sind. Das Gestell besteht aus Kynetium, einer speziellen Legierung, die einerseits leicht, aber auch extrem belastbar und verformbar ist. Das wechselbare Nasenpad ist aus Megol Kunststoff hergestellt, somit kaltverformbar und individuell an den Träger anpassbar, ebenso wie die Bügelenden der Brille. Die Palette der Polycarbonatgläser bietet eine Transmission von 8-92%, womit für jede erdenkliche Umgebung ein passendes Glas vorhanden ist. Um die Brille möglichst flexibel einsetzen zu können, sollten die gewählten Gläser diese Palette in etwa wiedergeben:
Transparente Gläser: Hohe Lichtdurchlässigkeit für nasskalte Tage um die Augen vor Regen, Wind und Wetter zu schützen.
Rote Gläser: Starke Erhöhung des Kontrasts für bedecktes und unbeständiges Wetter sowie eine gewisse Aufhellung des Sichtfeldes.
Smoke Gläser: Starke Tönung zur Reduktion von gleißendem Licht an sonnigen Tagen und verringerte Ermüdung der Augen bei extrem hellen Lichtbedingungen
Bestellt, d.h. Grundlage für diesen Test, wurde ein schwarzes Gestell mit den oben genannten Glastypen ( “transparent“, “racing red“ und “laser black“ ). Im Lieferumfang enthalten sind ein Hardcase für den sicheren Transport der Brille, ein Mikrofaserbeutel zur Reinigung, das Gestell selbst, sowie die diversen Wechselgläser, die jeweils einzeln nochmals mit einer Schutzhülle versendet werden.
Im Praxistest erwies sich die Brille dann als treuer Begleiter und rechtfertigte ihre Investition. Die Gläser verfälschen das Sichtbild nur minimal ( farblich ), das Tragen der Brille ist nach einer ersten Anpassung an den eigenen Kopf praktisch nicht mehr wahrnehmbar und die Form der Gläser sorgt dafür, dass die Augen stets optimal vor äußeren Einflüssen geschützt sind. Beim Zwischenstopp an der Ampel beschlagen die Gläser minimal, sobald aber wieder Fahrt aufgenommen wird, ist die Feuchtigkeit nach wenigen Metern wieder verschwunden. Uneingeschränkt kompatibel ist die Brille zudem mit den – wohl gängigsten – Helmmodellen Bell Sweep R und Giro Atmos. Umgedreht in die untersten Ventilationsöffnungen “geklemmt“, verbleibt sie stets am Platz und ein Herunterschauen zum Tacho, oder das greifen der Trinkflasche, sorgt nicht für herunterfallende Brillen. Nach der Trainingsausfahrt gilt es die Brille zu reinigen, wobei das Trennen von Glas und Gestell durchaus etwas Mühe macht, da relativ hohe Kräfte für das Entfernen der Gläser aufzuwenden sind. Ist das allerdings erstmal erledigt, kann eine Reinigung des Glases per Mikrofasertuch nicht einfacher sein.
Die Rudy Project Freeon ist in zahlreichen Onlineshops gelistet, der Preis schwankt je nach Glas- und Gestellwahl zwischen 99 und 115€. Ich habe meine Brille mitsamt Wechselgläsern bei netzoptiker.de bestellt und war mit dem Service sehr zufrieden. Abschließend die Frage, ob die gebotene Leistung einen Preis von über 100€ für eine “Sonnenbrille“ rechtfertigt. Ja und Nein.
Ja, weil man ein ähnliches Design und gleiche Performance nur noch beim MFrame von Oakley bekommt, der teurer ist und weniger Individualität besitzt.
Ja, weil verschiedene Wechselgläser das Einsatzspektrum der Brille über das Radfahren hinaus erweitern.
Ja, weil die gebotene Qualität und Funktionalität der Brille den hohen Kaufpreis aufwiegen.
Nein, wenn man Brillen gerne verliert und sich lieber beim Discounter gleich mit 20 Exemplaren der 5€ Sonnenbrille eindecken möchte.
Nein, wenn man einen relativ kleinen Kopf hat, da das Freeon Gestell eher für eine breitere Kopfform ausgelegt ist.
Nein, wenn man generell unter gleichen Wetterbedingungen fährt und weniger Flexibilität von seiner Sonnenbrille erwartet.