Sie sind die Objekte der Begierde fast jeden ambitionierten Radsportlers und mehr Profis den je vertrauen auf die leichten Rundlinge aus Friedrichshafen am Bodensee. Im vergangenen Herbst hatten wir die Gelegenheit die aktuellen Modelle der Firma CarbonSports genauer unter die Lupe zu nehmen. Bevor wir zum Fahrbericht der Laufräder kommen, nochmals die wichtigsten Fakten:
Vor rund zwei Jahren hatten wir die ersten Lightweights von CarbonSports im Test. In der Zwischenzeit haben die beiden Firmeninhaber Stefan Behrens und Erhard Wissler mit ihren Mitarbeitern einiges an Entwicklungsarbeit geleistet und nach und nach die Modellpalette ausgebaut. Jüngster Clou aus Friedrichshafen ist – neben der neuen Version für Drahtreifen Clincher C – die Challenge 700 genannte Projektstudie zwischen 760 und 790 Gramm.
Eine Serienfertigung der Challenge 700 ist bis dato nicht geplant. Allenfalls die Übernahme von Erkenntnissen aus der Studie in zukünftige Obermayer Modelle. Trotzdem gibt es hier und da sogar einige Tüftler, die das extrem geringe Gewicht noch weiter nach unten drücken. In unserem Test dreht sich aber vielmehr alles um die Volks-Lightweights Standard Generation III und die Niederprofil-Laufräder Ventoux.
Neu bei der dritten Generation des Lightweight Ur-Modells ist der Einsatz von neu konstruierten Kohlefaser-Speichen – wie bei allen Modellen aus Friedrichshafen untrennbar mit Felge und Nabe verbunden. Dies soll ein 30% steiferes Laufrad als das der zweiten und sogar rund 40% steiferes Laufrad gegenüber der ersten Generation ermöglichen. Positiver Nebeneffekt: Das von einigen Perfektionisten praktizierte, zeitraubende Anmalen der Speichen zur optischen Aufbesserung mittels Permanentmarker entfällt.
Die neuen Lightweights kommen in einer guten Verarbeitungsqualität daher, hier und da gibt es trotzem einige kleinere Einschlüsse, die aber von marginaler Natur sind.
Enttäuschend ist indes der Gang auf die Waage: Anstatt der angegebenen 1075 Gramm für den 16 Speichen Standard III Satz kommt die Waage erst bei 1101 Gramm zum stehen. (VR 478 Gramm | HR 623 Gramm) Ähnliches Bild bei den Ventoux – 1048 Gramm, statt 1020 Gramm. (VR 451 Gramm | 597 Gramm)
Beide Sätze kommen mit serienmässigen Tacho-Magneten daher. Bei der Hochprofil Variante elegant einlaminiert, wir dieser bei den Niederprofil-Laufrädern auf eine Speiche geklebt.
Die Felgenhöhe und Breite hat sich gegenüber den alten Modellen nicht geändert. Die Hochprofil-Variante kommt auf 53×19.5mm (Breite|Höhe), die Ventoux auf 27×19.5mm. Während die dritte Generation bis zu einem Fahrergewicht von 110 Kilogramm bei 20 Speichen (16 Speichen: 90 kg | 12 Speichen: 80 kg) zugelassen ist, haben die 20/24 Speichen Ventoux eine Freigabe bis 100 Kilogramm. Und dies im Allround Einsatz, der auch somit den Einsatz am Crosser ermöglicht. In der 20 Speichenversion der LW Gen. III gibt es ebenfalls eine Freigabe bis 100kg.
Der Preis der beiden Laufradvarianten holt einen dann schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Komplettlaufradpreisliste der Friedrichshafener beginnt bei erst bei 2.750 Euro für den Standard III Satz und endet bei 3.900 Euro für den unter 1000 Gramm leichten Obermayer Satz. Die Ventoux in der getesteten DT-Swiss Variante, mit Hinterradnabe aus schweizer Hand, liegt bei 2.900 Euro. Für nochmals 500 Euro Aufpreis ist diese analog zur liebevoll von den Lightweight Fans getauften OBI-Version (Obermayer) mit einer Tune MAG160 Nabe und dem damit verbundenen typischen Fahl´schen Knattersound erhältlich.
Nun zum Praxisteil: Analog zur zweiten Generation lassen sich die Standard Räder extrem leicht beschleunigen und auch perfekt durch jede Kurve zirkeln, ohne Rückmeldung der Bremsbeläge zu bekommen. Die von einigen Kollegen bemängelte geringere Seitensteifigkeit des hinteren Laufrads lässt sich im reinen Praxistest reell auf der Straße, kaum nachvollziehen. Die Generation Nummer Drei bietet auch hier ausreichend Steifigkeit selbst für schwerere Fahrer. Die propagierten 30% Steifigkeitszuwachs lassen sich ohne direkten Vergleich zur Generation II aber kaum feststellen. Die Laufräder sind einfach sehr steif, ausreichend für alle Situationen, Punkt! Das Mehr an Steifigkeit festzustellen benötigt daher schon ein sehr empfindliches Popometer. Ein genauer Rundlauf und der Einsatz der neuen Continental Competiton in der Lightweight Edition ohne das lässtige Ventilproblem manch alter Versionen, lassen bei jeder Fahrt mit den Laufrädern vom Bodensee schnell ein gewisses Grinsen im Gesicht des Fahrers aufkommen. Die Hausrunde wird mit mit Sicherheit in neuer Bestzeit absolviert.
Nach dem Wechsel auf die Niederprofilfelgen erlebt man dann die sprichwörtliche Leichtigkeit des Seins. Wo schon die normalen Lightweights einen imensen Beschleunigungsvorteil genießen, setzen die Ventoux nochmals einen drauf. Fast hat man das Gefühl man wäre zu schnell unterwegs. Jede enge Kurve wird zu einem heiden Spaß, drückt man die geringe Masse in die gewünschte Richtung. Auch bei starkem Seitenwind auf ungeschützten Straßen wird der Vorteil des niedrigen Felgenprofils schnell deutlich. Im Gegensatz zur Empfindlichkeit hoher Felgenprofile, erforden die Ventoux ein eher geringes Nachsteuern bei hohen Windgeschwindigkeiten. Die Steifigkeit empfanden wir darüber hinaus als ausreichend. Bei schnellen und harten Lastwechseln kommt schon mal der enggestellte Bremsbelag kurz mit der Felge in Berührung. Dieser Umstand wird noch um so deutlicher, wenn man den direkten Vergleich zum Standardmodell heran zieht. In Sachen Bremsleistung geben sich beide Laufradsätze aber keine Blöße. In den letzten Jahren hat sich in Sachen Bremsbelägen einiges getan und die manchmal gefährliche Leistung der Korkbelägen gehört endlich der Vergangenheit an. Carbonsports liefert mit einem Laufradsatz ein Paar spezieller Beläge, welche bei Swissstop gefertigt werden. Wobei nach unseren Erfahrungen das direkte Modell der Schweizer namens Yellow King subjektiv noch ein Paar mehr Reserven bietet.
Fazit: Mit den neuen Laufrädern hat CarbonSports bewiesen, dass das über dreizehn Jahre alte Lightweight Konstruktionsprinzip trotz neuartiger Konkurrenz aus den USA oder aus Frankreich noch lange nicht zum alten Eisen gehört und immer noch mit die Spitze des Laufradbaus darstellt. Wobei sie sich jetzt erstmals das oberste Treppchen mit anderen Herstellern teilen müssen. Aber wie sagt man so schön? Konkurrenz belebt das Geschäft…