Ibis Mojo SL im Praxistest

Nicht immer bedeutet grobes Arbeitsgerät einen Kompromiss in Sachen Gewicht eingehen zu müssen.

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Dass es im Fall der All-Mountain Bikes auch leichte Exemplare gibt, zeigt das neue Ibis Mojo SL, welches wir in der normalen Ausführung schon letzten Sommer zum Test über die Trails gebügelt haben. Doch was kann der leichte Bruder besser? Gibt es überhaupt einen merklichen Unterschied? Dies sollte ein erneuter Test des extravaganten Mojo-Konzepts zeigen.

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Diesmal wie gesagt, in der SL Variante. SL steht – wie kann es auch anders sein – für Super Light. Und das ist der Rahmen mit seinem 140mm am Heck alle Mal. Gerade einmal 2230 Gramm inklusive DT Swiss Carbon Dämpfer bringt der Rahmen in Größe M auf die Waage. Leicht genug also, um spielend leicht ein unter 10 Kilo Arbeitsgerät fürs grobe Feierabendtraining zusammenzustellen. Tri-Cycles – Vertriebspartner von Ibis in Deutschland – komplettierte das Rad mit einer fast identischen Ausstattung wie schon knapp ein Jahr zuvor. Eine nahezu perfekte Ausgangslange also, um direkte Vergleiche ziehen zu können.

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Herzstück ist das Dämpfer-Topmodell von DT-Swiss. Hülse aus Kohlefaser, Lockouthebel aus feinem Titan auf der einen Seite – und nur 160 Gramm in der langen 200mm Version auf der Anderen. Der Lockout funktioniert zuverlässig, gerade bergauf oder bei kurzen Asphalteinlagen ein Segen. Denn hier merkt man den deutlichsten Unterschied zum normalen Mojo mit Fox-Platformdämpfungssystem. Leider eleminiert der Hinterbau das lästige Wippen beim Pedalieren nicht zu 100%. So greift man doch recht häufig zum Lockout-Hebelchen und bringt Ruhe ins Fahrwerk. 1:0 sozusagen für den schwereren Bruder mit FOX Dämpfer.

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An der Schaltungsfront kommt nur Bewährtes aus Japan zum Einsatz. Die komplette XTR Ausstattung, inkl. neuem Shadow-Schaltwerk, XTR Scheibenbremsen und Laufräder stehen für perfekte Funktion, gepaart mit hervorragender Haltbarkeit.

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Aber auch hier gibt es einen Wermutstropfen: Leider hatte das Mojo diesmal nur eine 160mm Scheibe an der Front, unserer Meinung nach unpassend und dem Potential des Fahrwerks nicht angemessen.

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Dennoch machte der Ausritt auf den heimischen Trails wieder einmal richtig Spaß. Bergauf schraubte sich das rund 11 Kilo leichte Rad recht leichtfüssig auf den Gipfel, um es auf der anderen Seite dann so richtig krachen zu lassen. 140mm an der Front und am Heck machen so manchen Ausflug über verblockte Trails und Abfahrten zum Kinderspiel. Das Fahrwerk spricht sehr sensibel auf kleinste Unebenheiten an – dennoch reicht das Potential auch für harte Absätze und Stufen vollkommen aus. Man hat eher das Gefühl den kleinen leichten Dämpfer aus „Plastik“ nicht allzu stark fordern zu dürfen. Ohne Grund und reine Kopfsache, wie sich nach einigen Downhill-Ausfahrten festellen lässt.

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Auffällig am Mojo SL sind die farbig eloxierten Anbauteile und Umlenk-Wippen. Neben dem mattlackierten Rahmen ein Grund für das edle Äussere. Leider gibt es das SL nur in mattlackiert (rubberpaint clear), erdbraun (brown) oder silbergrau (grey) lackiert. Die fiesen Farben ala Nuclear Pesto Green oder Eddy Orange gibt es nur für das „normale“ Mojo – bei allen beiden Varianten des Rahmens übrigens ohne Aufpreis.

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An der Front gibt es nichts Neues gegenüber dem letzten Jahr. Auch diesmal ist die hervorragende FOX F32 RLC Gabel montiert. Das sehr hohe Gewicht von über 1800 Gramm nimmt man bei der gebotenen Performance gerne in Kauf, ist die Gabel doch jeder Leichtbaugabel in Sachen Dämpfung und Federung um Längen voraus und passt gut zum Mojo-Konzept. Nicht zuletzt die 140mm Federweg, welche in zwei Stufen auf 100mm begrenzt werden können, machen einen Vergleich zu einer RS SID oder Ähnlichem letztendlich aber überflüssig und unangebracht.

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Eastons MonkeyLite SL Lenker nimmt die Shimano Bremshebel und RapidFire auf und bietet in jeder Situation die nötige Steuergewalt über das Bike.

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Ungewöhnlich ist der Einsatz eines voll integrierten Steuersatzes bei einem All-Mountain Bike. Dennoch gibt es keinen Grund zur Sorge, der verbaute Cane Creek Steuersatz verrichtete seine Arbeit unauffällig.

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In Sachen Sitzkomfort verlässt sich Ibis auf Fizik mit einem komfortablen Aliante Sattel, welcher auf der ebenfalls von Easton stammenden EC90 Kohlefaser-Sattelstütze montiert ist.

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Das Ibis Logo wird nicht nur schnöde aufgeklebt, sondern bombenfest am äusserst massiven Steuerrohr vernietet.

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Überraschend guten Eindruck hinterliessen Kendas Nevegal Reifen in der John Tomac Edition – mit 630 Gramm in Größe 2.1 Zoll leider bleischwer. Anständig Grip im Genzbereich lassen das Übergewicht in so manchen Passagen Vergessen machen. Dennoch bietet das Komplettrad an dieser Stelle noch etwas Tuningspotential um das Gewicht weiter und damit der 10 Kilo-Marke näher zu kommen – ohne ständigen Plattfuss versteht sich.

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Erhältlich ist das Rahmenset mit DT-Swiss Carbon Dämpfer übrigens für 2.748 Euro.

Weitere Impressionen:

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Fazit: Ibis setzt mit dem Mojo SL Akzente, ohne sich aber vom schwereren „normalen“ Mojo absetzen zu können. In Sachen Gewicht punktet ganz klar die SL-Variante, in Sachen Federung am Heck hat das bewährte Normalomodell die Nase vorn. Ein Paar kleinere Kritikpunkte hier und da – welche auch schon dem vergangenen Testrad angelastet wurden, lassen sich verschmerzen. Somit gibt es von uns, auch schon wegen der nicht alltäglichen Rahmenform mit edlem Finish, einen klaren Kauftip. Und wie sagt man so schön: Das Bike geht ab wie die berühmte Katze der Familie Schmidt…

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