Systemintegration lautet das neue Zauberwort im Rahmenbau. Gemeint ist damit die Erweiterung des Focus auf direkte Anbauteile des Rahmens, wie etwa Gabeln oder auch integrierte Kurbeleinheiten. Storck aus Bad Camberg zeigt mit seinem neuen Fascenario 0.7 IS Rahmenset in beeindruckender Weise was derzeit gewichtstechnisch machbar ist – gleichzeitig aber auch, dass Preise für solches High End Material die 10.000 Euro Marke deutlich überschreiten. Storck spricht bei seinem Rahmenset selbst vom „Fuselage“ und bedient sich damit einer Vokabel aus dem Flugzeugbau, welches ganz einfach „Rumpf“ bedeutet.
So besteht das Rumpfset des Fascenario 0.7 IS aus Rahmen, Stiletto Light UMS Gabel, Powerarms SL Kurbelsatz und einem Vollkeramiksteuersatz für astronomische 7.000 Euro. Nicht nur im Preis liegt Storck damit weit vor seinen Mitbewerbern, auch in Sachen Gewicht legen die Hessen die Latte weit nach oben – mit nur 1720 Gramm belastet das Set die Waage. Im Einzelnen bedeutet dies: Rahmen (57cm) 871 Gramm, Gabel mit Aero Haube 261 Gramm, Lagerschalen Vollkeramiksteuersatz 30 Gramm und Kurbeleinheit (Dura Ace Kettenblätter) mit direkt in den Rahmen eingepressten Lagerschalen 558 Gramm. Somit lässt sich dieses Gewicht durch den Einsatz von leichten Blättern nochmals deutlich senken.
Weiter ist das Rad mit farblich abgestimmten Syntace Teilen ausgestattet. Dura Ace Schaltkomponenten und M5 Bremsen von Bram Moens ergänzen den Komponenten-Mix. In Sachen Laufradsatz wurde ein LEW Pro VT-1 Komplettradsatz montiert, welchen wir schon in einem eigenen Testartikel ausführlich unter die Lupe genommen haben. Komplettiert wird das Ganze durch einen Fizik Arione Sattel in der Ausfürhung mit Kohlefaser-Streben.
Bis auf die Laufräder mit Schwalbes Stelvio Schlauchreifen kommen an diesem Testrad somit nur alltagstaugliche Teile zum Einsatz – funktionierene Schaltung und Bremsen, bequemer Sattel. Trotzdem liegt das Gewicht mit 5.400 Gramm (ohne Pedale) deutlich unter dem vergleichbarer Bikes.
Gehen wir etwas näher auf den Rahmen ein. Das 871 Gramm leichte Gestell wird im Gegensatz zum normalen Fascenario 0.7 aus 2K Carbonfasern zusammengeflochten. Im Steuerrohrbereich wurde die Faserbelegung geändert um die Lenkkopfsteifigkeit zu erhöhen und die Lagerschalen des Tretlagers in den Rahmen integriert. Dazu wurde das Gehäuse auf rund 86mm verbreitert.
Nachdem wir wegen den großen Problemen mit den LEW Laufräder schlussendlich einen Satz Mavic R-SYS montiert hatten, konnten wir uns nun ausführlich dem Rahmen und seinen Fahreigenschaften widmen. In erster Line fällt einem das geringe Gewicht in Verbindung mit der hohen Steifigkeit auf, was sich durch konsequent umgesetzte Kraftübertragung in Vortrieb bemerkbar macht. Trotz dieser hohen Steifigkeit des Chassis kommt nicht das Gefühl einer unkomfortablen Rennmaschine auf. Dazu trägt auch die gemäßigte Geometrie in Verbindung mit gutem Sitzkomfort bei. Bergauf lässt sich das Rad äusserst leichtfüßig beschleunigen, um auf der anderen Seite des Anstiegs wie auf Schienen geradlining und sicher bergab zu gleiten. Unerwartete Richtungsänderungen bringen das Fahrgestell ebenso wenig aus der Spur wie harte und abrupte Bremsmanöver, welche auch Dank der niederländischen Edelstopper jederzeit kontrolliert ablaufen. Dennoch sind Unterschiede im Praxistest zum „normalen“ Fascenario subjektiv gesehen von marginaler Natur und eher unter Laborbedingungen zu ermitteln. Äusserst steif und sehr leicht sind nämlich beide Räder.
Freude bereiten indes die montierten PowerArms SL Kurbeln. Durch die Einheit mit dem Rahmen bieten die Kurbeln Vortrieb pur bei geringstem Gewicht. Aber auch optisch bieten sie eine gefällige Alternative gegenüber der aus dem gleichen Hause stammenden THM Clavicula. Über Shimanos Dura Ace welche in der nächsten Saison eine Wachablösung erfährt, bleibt nicht viel zu sagen. Technisch auf extrem hohen Niveau, funktioniert die Schaltgruppe unter allen Bedingungen mehr als zuverlässig.
Fazit:
Ob nun der extreme Aufpreis gegenüber der Konkurenz, auch aus dem eigenen Hause, gerechtfertigt ist, muss jeder potentielle Käufer mit sich selbst ausmachen. Auf 100 „Fuselages“ limitiert und dadurch auch im gewissen Maße exklusiv, darüber hinaus mit netten Features wie die integrierte Kurbeleinheit bestückt, ist das 0.7 IS von Markus Storck allemal. Nur ist es letzten Endes wie bei allen Rädern jeglicher Preislage: Treten muss man immer noch selbst. Das Material bietet nur die Basis…
Komponentenliste:
Rahmen: Fascenario 0.7 IS, 2K Carbon Faser
Gabel: Stiletto:Light UMS
Schaltgruppe: Shimano Dura Ace 7800
Laufräder: LEW Racing Pro VT-1
Reifen: Schwalbe Stelvio Tubular
Bremsen: M5
Kurbeleinheit: Storck Powerarms SL
Sattel: Fizik Arione Carbon
Sattelstütze: Syntace P6
Lenker: Syntace Racelite
Vorbau: Syntace F119
Steuersatz: Acros AI-24 R1
Preis: 7000 Euro (Rahmenset) | 13.000 Euro (Komplettrad)